Du findest Raubkatzen richtig cool und würdest gerne mal knuffige Löwenbabys streicheln? Dann ist eine gründliche Recherche wichtig, denn leider gibt es viele Farmen, die es nicht gerade gut mit den Löwen meinen.
Hach, Südafrika: Das sind malerische Küsten und Berge, exotisches Essen, guter Wein, vielfältige Kultur – und wilde Tiere. Klar, dass man als Reisender möglichst viel davon mitnehmen und allerhand Abenteuer erleben will. Das geht mir nicht anders. Die Tiere wären für mich natürlich das Highlight. Sie aus dem Jeep heraus zu beobachten, ist ja schon super. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, wie schön es ist, niedliche Löwenbabys im Arm zu halten.
Ich lass es trotzdem. Und du solltest es auch nur nach einer wirklich gründlichen Recherche tun. Warum? Weil dieses süße flauschige Raubkatzenbaby viel lieber mit seiner Mutter kuscheln würde und nach vier bis sechs Jahren abgeknallt wird – mit voller Absicht und für Geld. Aber alles der Reihe nach.
Das Schicksal vieler Löwenbabys: gezüchtet, getötet, verkauft
Etwa 200 Zuchtfarmen für Löwen gibt es in Südafrika, in denen bis zu 7000 Tiere leben müssen. Schon allein das ist nicht artgerecht. Die Jungtiere werden ihren Müttern in vielen Fällen entrissen, damit Touristen sich für Geld um sie kümmern und ihnen die Flasche geben können. Ich stolpere oft über Fotos, auf denen jemand ein Löwenbaby umarmt und dabei glücklich in die Kamera schaut – auch von Bekannten. Und ich denk mir immer: Leute, meint ihr wirklich, das sind alles verwaiste Tiere? Schaltet den Verstand ein!
Denn nein, die allermeisten dieser armen Löwenbabys wurden nicht von der Mutter verstoßen, wie es die Veranstalter behaupten. Sie werden ihnen mit voller Absicht weggenommen, damit sie als Touristenattraktion Geld einbringen.
Hier endet das Gräuel jedoch nicht: Sobald die Löwen älter sind (etwa sechs Jahre), werden sie abgeschossen. Von einer Jagd, bei der das Tier flüchten könnte, ist aber keinesfalls die Rede, denn es handelt sich um Canned Hunting, was zu Deutsch Gatterjagd bedeutet. Dafür werden die extra gezüchteten Löwen in ein Areal gebracht, das umzäunt ist, damit der Jäger sich nicht so sehr anstrengen muss oder gar ohne Erfolg nach Hause geht. „Sein“ Löwe wird ihm also schön abschussbereit vorgesetzt – er muss nur noch zielen und abdrücken. Wow, was für eine Leistung!
Die Löwenjagd – ein lächerlicher Sieg
Vielleicht fragst du dich, warum Leute das machen. Das frag ich mich auch. Ich verstehe Jäger sowieso nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es normalerweise um eine Art Challenge geht (Fährten lesen, leise sein, den richtigen Moment abwarten, die Bestie „besiegen“). Aber einen gezähmten und gefangenen Löwen abzuknallen, hat damit ja wirklich nichts zu tun. Eine Gatterjagd ist billiger als die Jagd auf einen frei lebenden Löwen, vielleicht ist es das. Vielleicht wollen diese Leute aber auch nur mit den Fotos angeben, die sie am Ende machen? Ich werde es nie verstehen.
Jedenfalls ist Canned Hunting sehr beliebt. „Über 90 Prozent der in Südafrika von Großwildjägern geschossenen Tiere stammen aus Zuchtfarmen“, berichtet Pro Wildlife. Häufig werden die Löwen nicht auf der Aufzuchtfarm getötet, sondern an verschiedene Jagdfarmen verkauft, wo dann Menschen auf sie schießen, die sich Großwildjäger nennen. Groß sind die Tiere, ja. Aber wild? Nicht wirklich. Rund 1000 Löwen sterben so jedes Jahr.
Wenn sie tot sind, nehmen die stolzen Jäger Felle und Schädel mit nach Hause, um sie als Beweis für ihre „Leistung“ über den Kamin zu hängen. Der restliche Körper wird ausgeschlachtet, damit Menschen noch mehr Geld damit machen können. Vor allem die Traditionelle Asiatische Medizin braucht Löwenknochen dringend, da Tigerknochen mittlerweile verboten wurden.
So, das ist also der Rattenschwanz hinter dem zugegebenermaßen aufregenden Erlebnis „Löwenbaby streicheln“. Was lernen wir daraus? Knuddel’ besser deine eigene Katze zu Hause. Die schnurrt auch viel schöner als Löwenbabys, die das übrigens gar nicht so gut können.
Viel schöner als mit Löwenbaby
Volunteering mit Wildtieren? Vorsicht!
Ach, und noch etwas: Viele der oben erwähnten Aufzuchtstationen für Wildtiere bieten Freiwilligenarbeit an. Volunteers dürfen sich hier um die angeblich verwaisten Löwenbabys kümmern und leisten somit einen Beitrag zum Artenschutz. Das ist eine super Erfahrung, die ich übrigens mit einem Affenbaby im Dschungel von Ecuador machen durfte. In Südafrika ist das in vielen Fällen aber reine Betrügerei. Lass dich nicht für dumm verkaufen, sondern erkundige dich gründlich, bevor du dich irgendwo einsetzt.
Und gib den Stimmlosen deine Stimme.
Hi, ich bin Annette, freiberufliche Texterin. Hier schreibe ich über Tierschutz im Alltag – weil ich daran glaube, dass jeder Mensch glücklich leben kann, ohne durch seine Gewohnheiten anderen Lebewesen zu schaden.