Gastbeitrag: Muss es unbedingt ein Hund aus dem Ausland sein?

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„…unsere Tierheime sind doch schon voll genug.“ Solchen Aussagen bin ich häufig ausgesetzt, wenn ich berichte, dass unser Hund aus dem Ausland stammt. Genauer gesagt ist Mürsel eine Mischlingshündin aus Rumänien. Wenn ich dann allerdings schildere, dass sie sich vier lange Wochen in der von deutschen Tierfreunden auch ‚Hundehölle‘ genannten Tötungsstation Slatina befand und dort in einer kleinen Box ohne medizinische Versorgung fast verhungert und verdurstet wäre, ist die Welt augenblicklich wieder in Ordnung.

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Ja, es musste eine Fellnase aus dem Ausland sein. Vor allem in südeuropäischen Ländern gehören Straßenhunde zu den Rechtlosen und können damit nach Belieben gequält, verstümmelt und bestialisch getötet werden. Aber das wird von den Fragern nicht berücksichtigt.

Unsere Hündin Mürsel ist ein wahres Geschenk des Himmels. Sie ist trotz einiger schlimmer Erfahrungen in ihrem Leben eine fröhliche und menschenfreundliche Hündin, die zu jedem Zweibeiner auf der Straße läuft und ihn schwanzwedelnd begrüßt, um ihn dann zur Party zu uns nach Hause einzuladen.  

Nein, nicht alle deutschen Tierheime sind voll. Wenn das so wäre, könnten keine Tiere mehr aufgenommen werden – erst recht keine aus dem Ausland.

Warum dann oft erst diese negativen Fragen? Nach meiner Erfahrung ist es das schlichte Nachplappern von Gerüchten und Halbwahrheiten, die häufig ausgerechnet von den Menschen weitergegeben werden, die keine Tiere beherbergen. Ist es vielleicht auch die Angst vor dem Fremden?

Menschen mögen es, sich voneinander abzuschotten. Nur selten verzichten Grundstücksbesitzer auf normierte Zäune oder Hecken als Abgrenzung. Hier ich, dort du. Hier mein Grundstück, dort deins.

Alle Tiere auf der ganzen Welt haben Hilfe verdient

So auch mit Tieren aus dem Ausland. Sitzen wir nicht alle in einem Boot – einem Boot, das durch das Weltall schwebt? Die unnötigen Grenzen in diesem Boot ziehen wir selbst, anstatt zu begreifen, dass wir alle aufeinander angewiesen sind und uns helfen, statt bekämpfen sollten. Gleiches gilt für Tiere. Warum nicht Tieren helfen, die ebenfalls im Boot sitzen, vielleicht nicht direkt neben uns, sondern ein bisschen weiter weg?

Was steckt hinter vielen Hundeschicksalen in deutschen Tierheimen? Zu oft werden Tiere blindlings wie Waren verschenkt, ganz ohne Gedanken daran, dass man ein Tier nicht wie ein Halma-Spiel wegräumen kann. Es braucht sieben Tage in der Woche und 24 Stunden am Tag Betreuung.

So ein lebendiges (Weihnachts-)Geschenk mag in den ersten Tagen ja noch ganz unterhaltsam sein. Spätestens dann aber, wenn die erste Hinterlassenschaft unter dem Tisch entdeckt, das erste Sofabein oder der erste Schuh angeknabbert ist, es nachts zum Pinkeln raus muss, merkt man, dass ein Tier doch mehr Aufmerksamkeit braucht.

Spätestens jetzt wird es manchen zu viel und sie entsorgen das Tier an einer Autobahnraststätte oder – noch schlimmer – tief im Wald. Es zu einem Tierheim zu bringen und zuzugeben, dass das Geschenk doch keine gute Idee war, bringen nur wenige übers Herz.

Muss es deshalb immer noch ein Hund aus dem Ausland sein? Ja, weil in manchem Ausland Tiere noch viel schlimmer behandelt werden. Und außerdem: Was unterscheidet die Tiere im Ausland von denen hier in unseren Gefilden?

Nichts.

Übrigens: Wenn du mehr über Tötungsstationen in Rumänien erfahren willst, findest du hier einen bewegenden Bericht von Svenja von MrsVerde – zusammen mit der Info, wie du helfen kannst.

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Gastautor: Klaus

Ich engagiere mich ehrenamtlich für ein Tierheim in Münster, u. a. als Fundraiser. Schon lange hatte ich den Wunsch, eines Tages einen Hund zu halten. 2016 erfüllte er sich endlich mit meiner Mürsel.