Elefanten in Asien: Was du über dein Reise-Highlight wissen solltest

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Eine Reise durch Asien ist für viele Touristen nicht komplett ohne den Besuch in einem Elefanten-Camp. Sie reiten auf den Tieren durch die Gegend und machen mit ihnen Fotos. Die Elefanten finden das alles andere als lustig.

Keiner der Touristen, die sich über die Möglichkeit freuen, Elefanten hautnah zu erleben, hat etwas Böses im Sinn. Im Gegenteil – sie freuen sich gerade deshalb darüber, weil sie Elefanten mögen. Darum hoffe ich, dass wahre Tierfreunde auf das Abenteuer verzichten, sobald sie erfahren, welche Gräuel dahinterstecken. Im Folgenden stütze ich mich auf Pro Wildlifes neuen Bericht „Ein Leben in Ketten – Elefanten im Tourismus“.

Der Schwindel hinter Waisenhäusern

Vorneweg: Angebliche Waisenhäuser für Elefanten, die es in Thailand, Myanmar und vielen anderen asiatischen Ländern gibt, sind in Wirklichkeit keine Waisenhäuser. Sie nutzen den Helferdrang der Touristen bewusst aus, gaukeln ihnen vor, sogar etwas Gutes zu tun – für die Tiere der Einrichtung und für den Artenschutz. Darum gibt es neben dem Angebot, auf Elefanten zu reiten, auch immer mehr Camps, in denen Touristen die Elefanten füttern oder baden dürfen. Allein in Thailand gibt es etwa 200 solcher Camps.

Leider sieht es jedoch ganz anders aus: Die allermeisten Tiere in diesen Camps sind nicht verwaist oder von der Mutter verstoßen, sondern wurden in freier Wildbahn gefangen. Den Menschen wird zwar immer mehr bewusst, dass Kunststücke, Elefantenreiten usw. den Tieren schadet. Die Camps ändern daraufhin jedoch ihr Konzept und nennen sich fortan etwa Auffangstation oder Sanctuary. Du erkennst, dass trotzdem etwas faul ist, wenn die Touristen die Tiere anfassen, sie umsorgen oder sich in irgendeiner Weise mit ihnen beschäftigen dürfen. Eine verantwortungsvolle Einrichtung erlaubt niemals den direkten Kontakt.

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So leben Elefanten artgerecht: in Freiheit

Der Besuch von Elefanten-Camps bewirkt die Gefährdung der Art  

Da die Nachfrage nach touristischen Angeboten mit Elefanten steigt, gibt es in asiatischen Ländern einen stark gewachsenen Bestand an gefangenen Tieren. Die Zahl der wild lebenden Tiere ist dagegen weit zurückgegangen. Viele Camps geben an, dass ihre Elefanten in Gefangenschaft geboren wurden. In Wahrheit werden die allermeisten jedoch in der Wildnis gefangen – trotz internationaler Handels- und Fangverbote.

Normalerweise werden bevorzugt junge weibliche Tiere gefangen. Dafür verwenden die Wilderer häufig Fallgruben. Elefanten sind jedoch sehr soziale Tiere und lassen ihre Herdenmitglieder nicht im Stich, sondern versuchen, sie zu retten. Die anderen Elefanten der Gruppe werden also in vielen Fällen getötet, um das Baby ungestört einsammeln zu können.

Auch wenn behauptet wird, dass es sich um ehemalige Arbeitstiere handelt, sind Zweifel angesagt. Die Waldabholzung ist in Thailand seit 1989 verboten – die meisten der Arbeitstiere sind also mittlerweile gestorben oder zu alt, um noch Touristen zu bespaßen.

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Glückliche Elefantenherde

Kaum ein Elefant wird in Gefangenschaft geboren

Dass es nicht anders sein kann, zeigt schon allein die Tatsache, dass es äußerst schwierig ist, für Nachwuchs bei gefangenen Elefanten zu sorgen. Zum einen werden fast nur weibliche Tiere gehalten, da die Bullen zu gefährlich sind. Zum anderen haben Elefanten sehr lange Tragzeiten und sehr geringe Geburtenraten. Glaub bitte nicht, was die Elefantenführer dir weismachen wollen!

Weil also sehr viele Tiere in der Wildnis gefangen werden, um in der Tourismusbranche Geld einzubringen, trägt jeder Besuch eines solchen Camps zur Gefährdung der Art bei. Es gibt nämlich lange nicht mehr genügend wilde Tiere, um die Art dauerhaft am Leben zu erhalten, wenn das so weitergeht. Asiatische Elefanten (und auch Afrikanische) stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten der Weltnaturschutzunion (IUCN).

So, das war der erste Grund, sich von Elefanten in Asien fernzuhalten.

Elefantenkinder werden „gebrochen“, damit sie gehorchen

Der zweite ist der, dass es den Tieren wirklich, wirklich schlecht geht. Elefanten sind wilde Tiere, die nie von Menschen domestiziert wurden. Das heißt, sie wurden nicht durch Züchtungen an die Menschen angepasst. Selbst in Gefangenschaft haben sie also noch die gleichen Bedürfnisse und Instinkte wie ihre wilden Artgenossen.

Was macht man mit wilden Tieren, um sie gefügig zu machen? Kein Wildtier lässt einen Menschen einfach so freiwillig an sich heran, geschweige denn würde freiwillig Kunststücke machen oder Leute herumtragen. Wie du dir sicher denken kannst, reicht ein Leckerli nicht aus. Vielmehr gibt es zuallererst ein Ritual, um den eigenen Willen jedes Elefanten zu brechen. Tatsächlich spricht man im Englischen von „Crush“ – ein passender Begriff.

Hast du schon einmal von negativer Verstärkung gehört? Es geht dabei darum, einen unangenehmen Reiz zu entfernen. Klingt erst einmal gut – ist es in diesem Fall aber nicht, da den Elefanten die unangenehmen Reize zuerst absichtlich zugeführt werden. Bestrafung und der Entzug von Futter, Wasser und Schlaf lösen Stress und Angst aus. Die sowieso schon traumatisierten Elefantenkinder werden gefesselt und misshandelt. Im letzten Schritt erlöst man sie von diesem Leiden – aber erst, wenn sie aus Angst vor neuen Quälereien gefügig geworden sind und sich unterwerfen. Das kann Tage oder sogar Wochen dauern. Nicht alle Tiere überleben diese Prozedur.

Leiden für den Tourismus

Auch danach ergeht es ihnen nicht besser. Eine artgerechte Haltung ist in den Camps überhaupt nicht möglich. Wie auch? Es fehlt nicht nur der Platz, sondern auch oft das Geld (Elefanten brauchen seeehr viel Futter). Außerdem ist die Absicht eine ganz andere: Die Tiere sollen Touristen anlocken, die für Geld ein paar Momente mit ihnen verbringen und Fotos mit ihnen machen.

„Ein Elefant vergisst nie“ – dieser Spruch ist kein Blödsinn. Die Tiere sind traumatisiert und schwer geschädigt. Immer wieder kommt es vor, dass sie auf Menschen losgehen, was durchaus eine große Gefahr auch für Urlauber darstellt. Damit sie weiterhin gehorchen, bearbeiten die Elefantenführer sie mit dem sogenannten Elefantenhaken. Und obwohl sie als Dickhäuter gelten, haben sie viele Stellen an ihrem Körper, an denen die Haut sehr dünn und empfindlich ist. Hiebe mit dem Haken sind also schmerzhaft und führen zu Verletzungen. Außerdem gibt es Berichte über Camps, in denen Nägel zum Einsatz kommen, da diese vor den Touristen besser zu verstecken sind.

Die Touristen ahnen nichts

Besucher der Camps bekommen von Verletzungen und der nicht artgerechten Haltung oft nichts mit. Blutige Stellen werden kurzerhand mit Schlamm bedeckt. Außerdem: Wie sollen Menschen wie du und ich überhaupt erkennen, ob es den Tieren gut geht oder nicht? Dafür müsste man erst einmal wissen, wie Elefanten so ticken, woran man ihnen ansieht, dass sie leiden und was ihre Bedürfnisse sind. Die meisten Touristen sind an Haustiere gewöhnt, kennen sich mit Wildtieren aber in aller Regel nicht aus.

Das war der zweite Grund, warum du kein Elefanten-Camp in Asien besuchen solltest.

Tuberkulose-Alarm

Der dritte ist die Ansteckungsgefahr mit Tuberkulose, die von Elefanten ausgeht. Ja, richtig gelesen. Viele der Tiere in Gefangenschaft leiden an TBC. Eine Studie ergab, dass jedes vierte untersuchte Tier diese Krankheit hat – vermutlich weil sie falsch ernährt werden, überarbeitet sind und das Immunsystem dadurch geschwächt ist. Die tödliche Infektionskrankheit ist in Asien auch unter Menschen verbreitet. Sie wird durch Tröpfchen und über die Luft übertragen, weshalb der Virus von Mensch zu Tier und umgekehrt wandert.

Ich hoffe, ich konnte dich mit diesen drei guten Gründen davon überzeugen, kein Elefanten-Camp in Asien zu besuchen. Auch sonst solltest du lieber die Finger von Wildtieren lassen – so aufregend du dir das auch vorstellst.

Hier sind ein paar Vorschläge, was du stattdessen tun kannst:

  • Das Elephant Transit Home in Sri Lanka wird von der Wildtierschutzbehörde des Landes geführt. Elefantenkinder, die bei Konflikten zwischen Menschen und Elefantenherden zu Waisen werden, finden hier Obhut. Sie werden rehabilitiert und wieder ausgewildert. Besucher dürfen die Fütterung der Tiere beobachten. Der direkte Kontakt ist verboten – zum Schutz der Tiere.
  • In Schutzgebieten mancher Länder kann man Elefanten beobachten, ohne dass sie Schaden davon nehmen.
  • Kontaktiere Reiseveranstalter, die Angebote mit Wildtieren im Programm haben. Bitte sie, diese Angebote zu streichen.
  • Weise andere Touristen darauf hin, unter welchen Bedingungen die Tiere in Elefanten-Camps leben. Sag ihnen, dass sie mit einem Besuch zur Gefährdung der Art beitragen.
  • Schreibe negative Bewertungen auf TripAdvisor usw., um andere Reisende aufzuklären.

Zum Glück kommen immer mehr Menschen und auch Reiseveranstalter dahinter, dass sie den Tieren mit dem Besuch von Elefanten-Camps schaden statt nützen. So hat sich der Deutsche Reiseverband vor zwei Jahren gegen Angebote ausgesprochen, bei denen Tiere der Unterhaltung dienen. Viele Reiseunternehmen streichen Ausflüge mit Kontakt zu Elefanten.

Eine Liste mit elefantenfreundlichen Reiseveranstaltern findest du hier.

Elefanten bei Veranstaltungen

Übrigens gilt das Gleiche für traditionelle Veranstaltungen wie beispielsweise religiöse Feste, bei denen Elefanten zum Einsatz kommen. Auch hierfür werden die Tiere erst gefügig gemacht und dann ihr Leben lang gequält und nicht artgerecht gehalten. Nun könntest du denken, dass diese Feste aber auch ohne Touristen gefeiert würden, weshalb dein Besuch keine Rolle spielt. In vielen Fällen ist dies jedoch falsch gedacht: Nicht wenige Veranstaltungen werden immer größer und spektakulärer, seitdem der Massentourismus Mengen an Urlaubern in die Länder treibt. Zu viele wollen solche Traditionen besuchen.

Es gibt nur einen Weg, wie du dir sicher sein kannst, Elefanten auf deiner Asien-Reise nicht zu schaden: Halte dich von ihnen fern. Sie haben es verdient, dass wir sie in Ruhe lassen.

(Die Fotos zeigen übrigens allesamt Afrikanische Elefanten, da ich keine von Asiatischen habe.)