Tiere in Not gibt es auf der ganzen Welt. Zum Glück gibt es aber überall auch Menschen, die sich dieser Tiere annehmen. Auf Koh Phangan in Thailand, wo ich 2019 drei Monate verbrachte, finden Katzen und Hunde in Not Hilfe im Tierheim PACS. Ich stattete ihnen einen Besuch ab und half einen Tag lang ein bisschen mit. Hier ist mein Bericht.
Um 9 Uhr morgens düsten wir mit unseren Rollern los, vom kleinen Örtchen Srithanu in Richtung Süden der Insel. Wir, das ist neben mir noch Martin, ein Freund aus Österreich, den ich hier kennenlernte. Ich find’s immer noch super, dass er mich begleitete. An einem Ort, wo man seine Tage an den wunderschönsten Stränden der Welt verbringen kann, ist es nicht selbstverständlich, sich zwischendurch auch mal das Elend anzusehen. Auf dem Weg hielten wir beim Supermarkt und kauften ein paar Säcke Tierfutter und Leckerlis für die Schützlinge als Mitbringsel.
Das kleine Tierheim liegt idyllisch an einer ruhigen Straße mitten im Grünen. Dort angekommen, begrüßten uns sofort ein paar Hunde mit lautem Gebell und neugierigem Schnüffeln. Manche kamen sofort angestürmt, andere hielten sich im Hintergrund – aber alle waren durchweg freundlich. Übrigens ist mir das häufig aufgefallen: Sogar die Tiere scheinen zu spüren, dass die Insel etwas Besonderes hat, und sind ausnahmslos lieb. Als Reisender muss man hier wirklich keine Angst vor den Straßenhunden haben.
Warum die Hunde im Tierheim sind
Zum Zeitpunkt meines Besuchs lebten bei PACS 15 Hunde und eine Katze. Eva aus Belgien, die ehrenamtlich mithilft, erzählte uns zuerst, wer aus welchem Grund da ist und wie sie alle heißen. Die meisten leiden unter Hautkrankheiten, Infektionen oder Verletzungen. Schon die kleinste Wunde kann sich in dem feuchten Klima zu einer schlimmen Infektion entwickeln – was leider häufig passiert. Manche Hunde haben kahle Stellen, andere fast gar kein Fell mehr. Ein schlimmer Anblick!
Aber auch Verletzungen gibt es viele. Zwei Hunde liefen sogar nur mit drei Beinen herum. Auf Koh Phangan gibt es Tausende Roller, und viele fahren auf den kleinen engen Straßen zu schnell und zu rücksichtslos. Manche Touristen setzen sich betrunken ans Steuer oder sind unerfahren mit Sand, Wasser und Schlaglöchern – da passiert schnell etwas.
Das Tierheim PACS verfügt über einen kleinen Operationsraum, in dem angefahrene Tiere behandelt werden können. Ansonsten findet das meiste draußen statt. Zwar gibt es ein paar Zwinger, aber zur Zeit meines Besuchs waren sie alle leer, weil die Hunde frei herumlaufen. Anders geht es wahrscheinlich auch gar nicht, denn als Straßenhunde sind sie noch nicht einmal an eine Leine so richtig gewöhnt.
Dass Leinen nicht sehr beliebt sind, merkten Martin und ich sofort, als wir uns mit fünf Hunden zu einer Gassirunde aufmachten. Wir liefen zu einem verlassenen Sportplatz, der einer einzigen großen Pfütze glich, da es vorher viel geregnet hatte. Unsere Schützlinge hatten großen Spaß, als wir mit ihnen durch den Schlamm rannten. Stöcke oder Bälle zurückholen, kennen sie als Streuner allerdings nicht.
Als wir zum Tierheimgelände zurückgingen, schafften es dann tatsächlich zwei unserer Hunde, sich durch das Halsband der Leine zu quetschen und abzuhauen. Ein weiterer stürmte von innen aus der Tür, als wir gerade reingehen wollten. Eva zuckte nur mit den Schultern und beruhigte uns: Das passiert öfter. Dann toben sich die Hunde ein paar Stunden draußen aus und kommen irgendwann zurück. Sie wissen eben, wo sich um sie gekümmert wird.
Diegos Geschichte – mit Happy End
Besonders angetan hat es mir Diego, ein hübscher kleiner Kerl mit hellem Fell und schüchternem Blick. Du siehst ihn auf dem Titelbild. So ist das immer – auch bei Menschen interessieren mich die am meisten, die sich erst einmal im Hintergrund halten. Und so erfragte ich Diegos Geschichte bei Eva:
Er wurde als Welpe zu PACS gebracht, weil er alleine und ziemlich verängstigt gefunden wurde. Zu Beginn war er so ängstlich, dass er niemanden an sich heranließ. Den geduldigen Helfern des Tierheims in Thailand gelang es zum Glück, sich ihm Stück für Stück anzunähern, sodass er sich immer mehr öffnete. Und so freundete er sich mit einem anderen Hund an, der wegen einer Verletzung da war. Als dieser „entlassen“ und somit an die Stelle zurückgebracht wurde, an der sie ihn fanden, durfte Diego mit ihm gehen.
Das geht übrigens immer so vonstatten: Die Hunde im Tierheim werden nach ihrer Genesung dort hingebracht, wo sie herkommen. Die meisten haben keine festen Herrchen, aber zumindest Leute oder auch Mönche in Tempeln, die ihnen regelmäßig Futter geben. Außerdem bilden die Hunde Gangs mit festen Revieren. Wenn ein fremder Hund irgendwo neu auftaucht, hat er es sehr schwer, aufgenommen zu werden. Das alte Revier ist deshalb meist die beste Wahl. Natürlich gibt es auch Hunde, für die das nicht infrage kommt. Dann wird versucht, ein richtiges Zuhause für sie zu finden. Es wäre schön, wenn jeder Hund adoptiert würde, aber leider sind es einfach zu viele und es klappt nicht bei allen.
Zurück zu Diego. Jeden Tag schaute jemand von PACS bei ihm vorbei, um sicherzugehen, dass er klarkommt. Eines Tages aber war er fort. Nach langer Suche fanden sie ihn – wieder allein und traurig, anscheinend nicht akzeptiert vom Rest der Gruppe. Dieser zurückhaltende und sensible Hund war einfach nicht gut aufgehoben auf der Straße.
Und hier die gute Nachricht: Erst vor Kurzem verkündete PACS auf Facebook, dass Diego ein Zuhause für immer bei einem Paar auf der Insel gefunden hat! Ich freu mich unglaublich für ihn.
Hunde in Not: Wie du auf Koh Phangan helfen kannst
Für Martin und mich ging es nach unserem Spaziergang ebenso schön weiter, denn uns wurde nichts weiter aufgetragen, als mit den Hunden zu kuscheln und ihnen etwas Liebe zu schenken. War natürlich vollkommen okay für uns. Währenddessen erzählte Eva, dass sich PACS über Spenden finanziert und dass es nicht immer einfach ist. Medikamente sind teuer und täglich rufen Leute mit Notfällen an, die Hilfe für gefundene Tiere benötigen. Hauptsächlich kümmert sich PACS um Streuner und Tempelhunde, aber auch bei Bedarf um wilde Tiere wie Vögel. Zum Glück gibt es immer wieder freiwillige Helfer, die eine Zeitlang mitanpacken, so wie zur Zeit unseres Besuchs eine Deutsche. Dafür hat PACS extra ein paar Bungalows auf dem Grundstück gebaut, in denen die Volontäre unterkommen.
Aber auch mit einer Spende kann man das Tierheim in Thailand unterstützen. Zwar stehen an vielen Stellen auf der Insel Spendenboxen und einige Unternehmen geben regelmäßig Spenden ab, aber natürlich reicht das nicht immer. Kastrationsaktionen, die hin und wieder durchgeführt werden, kosten eine ganze Menge, und so können sie jeden Cent gebrauchen. Außerdem brauchen die Tiere natürlich Futter sowie Medikamente, Verbandsmaterial usw. und alles muss erst auf die Insel gebracht werden.
Wenn du das also liest und Interesse an ein paar Wochen oder Tagen Freiwilligenarbeit mit Tieren in Not hast, dann melde dich gerne bei PACS. Wenn du ein paar Euro übrig hast und sie spenden möchtest, findest du auf der Webseite von PACS weitere Infos.
Ich habe meinen Tag bei PACS und den vielen lieben Hunden sehr genossen und kann nur sagen: Vielen Dank für die großartige Arbeit!
Hi, ich bin Annette, freiberufliche Texterin. Hier schreibe ich über Tierschutz im Alltag – weil ich daran glaube, dass jeder Mensch glücklich leben kann, ohne durch seine Gewohnheiten anderen Lebewesen zu schaden.